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Ärztevermittlung in Deutschland – wichtiger als jemals zuvor

Die Ärztevermittlung spielt eine entscheidende Rolle für medizinische Einrichtungen. In einer Zeit, in der der Fachkräftemangel in der Medizinbranche immer präsenter wird, ist es von großer Bedeutung, qualifizierte Ärzte zu finden und langfristig an die Einrichtungen zu binden. In diesem Blogbeitrag werden wir die Wichtigkeit der Ärztevermittlung näher beleuchten und effektive Strategien zur erfolgreichen Ärztegewinnung aufzeigen.

Warum ist die Ärztevermittlung wichtig?

Der Fachkräftemangel in der Medizin stellt eine große Herausforderung dar. Die steigende Anzahl von Patienten aufgrund des demografischen Wandels und technischer Fortschritte erhöhen den Bedarf an medizinischem Personal. Hinzu kommt, dass die Ärzteschaft überaltert ist und eine Verrentungswelle bevorsteht. Wenn aber medizinische Einrichtungen nicht genügend Ärzte rekrutieren können, hat dies ernsthafte Auswirkungen auf die Patientenversorgung. Hinzu kommt, dass auch die Zahl der niedergelassenen Ärzte zurückgeht. Hierzu stellt die Kassenärztliche Bundesvereinigung fest:

Immer weniger Mediziner sind bereit, sich als Vertragsarzt, vor allem in ländlichen Gebieten, niederzulassen.

https://www.kbv.de/html/themen_1076.php

Lange Wartezeiten, eingeschränkte Behandlungsoptionen und eine geringere Qualität der medizinischen Versorgung können die Folgen sein.

Vorteile der professionellen Personalvermittlung

Die Zusammenarbeit mit einer professionellen Ärztevermittlung bietet zahlreiche Vorteile:

  • Zugang zu einem qualifizierten Talentpool: Professionelle Personalvermittler verfügen über ein umfangreiches Netzwerk und können auf einen Pool hochqualifizierter Ärzte zugreifen. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, Ärzte mit den benötigten Fähigkeiten und Erfahrungen zu finden.
  • Zeit- und Kostenersparnis: Die Suche nach geeigneten Ärzten erfordert Zeit und Ressourcen. Durch die Zusammenarbeit mit einer Ärztevermittlung können medizinische Einrichtungen diese Aufgabe an Experten delegieren. Die Personalvermittler übernehmen den Screening-Prozess und präsentieren nur qualifizierte Kandidaten, was Zeit und Kosten spart.
  • Reduzierung der Einstellungsrisiken: Eine falsche Einstellung kann für medizinische Einrichtungen teuer sein. Professionelle Personalvermittler führen gründliche Hintergrundprüfungen und Interviews durch, um sicherzustellen, dass die vorgeschlagenen Ärzte den Anforderungen entsprechen. Dadurch werden potenzielle Risiken minimiert und die Wahrscheinlichkeit von Fehleinstellungen reduziert.

Strategien zur erfolgreichen Ärztegewinnung

Um qualifizierte Ärzte erfolgreich zu gewinnen, können folgende Strategien angewendet werden:

  • Aktive Rekrutierung: Statt passiv auf Bewerbungen zu warten, sollten medizinische Einrichtungen aktiv nach potenziellen Ärzten suchen. Dies kann durch gezieltes Networking, Teilnahme an Fachveranstaltungen und direkte Ansprache von Ärzten erfolgen.
  • Nutzung von Online-Jobbörsen und sozialen Medien: Online-Ressourcen wie spezialisierte Jobbörsen und soziale Medienplattformen (beispielsweise LinkedIn oder XING, alternativ kleinere Netzwerke mit einer größeren Spezifizierung) bieten eine effektive Möglichkeit, Ärzte zu erreichen. Das Schalten von Stellenanzeigen und das gezielte Marketing über verschiedene Kanäle kann die Reichweite erhöhen und mehr potenzielle Kandidaten ansprechen.
  • Aufbau von Kooperationen mit medizinischen Institutionen: Durch Partnerschaften mit Universitäten, Kliniken und anderen medizinischen Institutionen können medizinische Einrichtungen den Zugang zu talentierten Ärzten verbessern. Praktikumsprogramme, Austauschprogramme und gezielte Kooperationen können eine Win-Win-Situation schaffen. Auch Stipendien für angehende Ärzte haben sich bewährt und binden diese bereits vor dem Hochschulabschluss an den zukünftigen Arbeitgeber.
  • Personalentwicklung und Mitarbeiterbindung: Neben der Gewinnung neuer Ärzte ist es wichtig, die bestehenden Ärzte langfristig an die Einrichtung zu binden. Durch gezielte Personalentwicklung, Fortbildungen und ein attraktives Arbeitsumfeld können medizinische Einrichtungen Ärzte motivieren und langfristige Bindungen aufbauen.

Fazit – Unser neues Angebot

Die Ärztevermittlung spielt eine entscheidende Rolle angesichts des Fachkräftemangels in der Medizinbranche. Durch die Nutzung professioneller Personalvermittlungsdienste können medizinische Einrichtungen qualifizierte Ärzte finden, Zeit und Kosten sparen sowie Einstellungsrisiken minimieren. Die Personalberatung Balkaninvest hat über die vergangenen Jahre hierzu Kompetenz in der Besetzung von Positionsn für Mediziner aufgebaut.

Jetzt greifen wir dieses Thema proaktiv an und zeigen über unsere neue Marke der medigate ärztevermittlung und die damit verbundene Website mit umfassenden Jobangeboten eine ganzheitliche Lösungskompetenz auf. Mit strategischen Ansätzen wie aktiver Rekrutierung, Nutzung von Online-Ressourcen, Kooperationen und Mitarbeiterbindung können erfolgreiche Ärztegewinnungsstrategien entwickelt werden. Es ist wichtig, die Bedeutung der Ärztevermittlung zu erkennen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um den Bedarf an medizinischem Personal zu decken und die Patientenversorgung aufrechtzuerhalten.

Sie möchten mehr dazu erfahren? Dann treten Sie gerne mit uns in Kontakt, über den klassischen Auftritt der Balkaninvest, oder besuchen Sie doch gleich www.medigate.work!

Absolventenbedarf am deutschen Arbeitsmarkt 2015

Deutsche Arbeitgeber blicken im Jahr 2015 laut einer Studie des Staufenbiel-Instituts eher vorsichtig optimistisch auf die Entwicklungen am Arbeitsmarkt für Absolventen. Weniger Unternehmen als in den vorherigen Jahren sehen einen steigenden Absolventenbedarf, dafür stellen pessimistische Prognosen für die meisten Fachrichtungen eher eine Ausnahme dar.

Besonders nachgefragt werden im Jahr 2015 Wirtschaftswissenschaftler. Für knapp 45 Prozent der offerierten Stellen, wovon allerdings die Hälfte Praktikastellen sind, werden Absolventen mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund gesucht. Für die nächsten fünf Jahre prognostizieren 3 % der Unternehmen eine stark steigende Nachfrage nach Wirtschaftswissenschaftlern.

Steigender Bedarf an Ingenieuren und Informatikern

Gegenüber dem Vorjahr sind die Prognosen für die Nachfrage an Ingenieuren und Informatikern etwas weniger optimistisch, aber nach wie vor positiv. Bei den Ingenieuren rechnen 35 Prozent der Arbeitgeber (2 Prozent weniger als im Vorjahr) mit einem steigenden bis stark steigenden Bedarf. In den nächsten fünf Jahren steigt dieser Wert gar auf 63 Prozent, was im Vergleich zum prognostizierten Steigerungsbedarf im Vorjahr (68 Prozent) allerdings eine abnehmende Tendenz bedeutet.

Für IT-Absolventen bleiben die Prognosen im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert. 38 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem steigenden und acht Prozent mit einem stark steigenden Bedarf. Auch in der Zukunft bleiben die Jobaussichten rosig: 15 Prozent der Unternehmen sehen in der IT-Branche einen stark steigenden und 51 Prozent einen steigenden Bedarf an Informatikern.

Gesucht werden vor allem Praktikanten

Fast die Hälfte aller Absolventenstellen sind für Praktikanten vorgesehen (44 Prozent). 6 % der Stellen werben für Traineeprogramme und 18 % der Stellen für Einstiegsmöglichkeiten als Young Professionals. Die restliche Suche entfällt auf Hochschulabsolventen (27 %), Referendare (3 %) und Associates (2 %).

Bei Informatikern konzentriert sich die Verteilung etwas weniger auf Praktikantenstellen (35 %). Dafür werden vermehrt Young Professionals (31 %) gesucht. Absolventenstellen für Ingenieure gibt es wiederum vor allem für Praktikanten (43 %) und Hochschulabsolventen (29 %). Traineestellen werden für Informatiker (4 %) und Ingenieure (3 %) weniger häufig offeriert.

Masterabschlüsse sind gefragt

Insgesamt werden bei Bewerbungen vor allem Masterabschlüsse präferiert. 90 % der Unternehmen favorisieren diesen akademischen Grad vor einem universitären Diplomabschluss (76 %), einem universitären Bachelorabschluss (60 %) und deutlich vor einem Diplomabschluss einer Fachhochschule (55 %).

Auch bei Ingenieuren und Informatikern ist diese Tendenz zu erkennen. 97 % der Unternehmen präferieren im Ingenieursbereich Masterabschlüsse, bei Informatikern sind es 92 %. Interessant ist hierbei der Umstand, dass der Diplomabschluss einer Fachhochschule bei Informatikern (54 %) und Ingenieuren (63 %) klar einem Bachelorabschluss bevorzugt wird. Einen Bachelor präferieren bei Informatikern lediglich 47 % und bei Ingenieuren sogar nur 36 % der Unternehmen.

Migrationsbericht für Deutschland

Die deutsche Bundesregierung hat ihren Migrationsbericht für 2013 vorgestellt. Demnach wanderten 2013 insgesamt 1,23 Millionen Menschen nach Deutschland ein, etwa 200.000 mehr als noch 2012. So hohe Zahlen gab es zuletzt 1993.

Zuwanderer meist aus Europa

Migrationsbericht 2013
Migrationsbericht 2013

Die meisten Zuwanderer kamen 2013 – nach Staatsangehörigkeit – aus Polen (190 000), gefolgt von Rumänen (139 000) und deutschen Staatsangehörigen (118 000). Aus Bulgarien wanderten rund 61 000 Menschen. Die meisten Fortziehenden waren ebenfalls Deutsche (140 000), gefolgt von Polen (119 000), Rumänen (87 000) und Bulgaren (39 000).

Die Zahl der Fortzüge aus Deutschland ist laut Migrationsbericht von 2012 bis 2013 um zwölf Prozent auf 800 000 gestiegen (Vorjahr: 712 000). Das ergibt einen „Wanderungsgewinn“ von rund 430 000 Menschen (Vorjahr 370 000) – auch das der höchste seit 1993.

Der Migrationsbericht ist eine zahlenmäßige Darstellung des Migrationsgeschehens in Deutschland. Als statistische Auflistung enthält er keine politischen Wertungen. Der Bericht der Bundesregierung soll eine Grundlage für die Entscheidungsfindung von Politik und Verwaltung im Bereich der Migrationspolitik schaffen. Am 8. Juni 2000 hatte der Deutsche Bundestag die Bundesregierung aufgefordert, jährlich einen Migrationsbericht vorzulegen, der einen umfassenden Überblick über die jährliche Entwicklung der Zu- und Abwanderung für die Bundesrepublik Deutschland gibt. Der Bericht wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erstellt und vom Bundesinnenminister dem Kabinett vorgelegt.

Hochqualifizierte, Fachkräfte und Studierende

Nachdem die Zuwanderung von Fachkräften und Hochqualifizierten aus Nicht-EU-Staaten von 2009 bis 2012 kontinuierlich gestiegen war (16 000 im Jahr 2009 auf 27 000 im Jahr 2012), gibt es 2013 einen Rückgang (24 000). Die Fachkräftezuwanderung im Jahr 2013 stagnierte etwa auf Vorjahresniveau.

Blaue Karte EU
Blaue Karte EU

Mit einer Blauen Karte-EU, die Arbeitssuchenden aus Drittstaaten die Möglichkeit einer Arbeitsaufnahme im Gebiet der Europäischen Union ermöglicht, kamen 2013 insgesamt 4651 Personen nach Deutschland. Im vorherigen Jahr waren es erst 2190. 301 000 Ausländer haben im Wintersemester 2013/2014 an deutschen Hochschulen studiert (davon waren 72,6 Prozent Bildungsausländer).

77.030 Ausländer nahmen im Wintersemester 2013/14 ein Studium in Deutschland auf, auch das ein Rekordwert, davon waren 81,6 Prozent Bildungsausländer. Im gesamten Jahr 2013 nahmen 86.170 Bildungsausländer ein Studium auf, den größten Anteil hieran hatten mit 10,5 Prozent Studenten aus China, gefolgt von Frankreich und Spanien (jeweils fünf Prozent). Der Gruppe der Bildungsausländer werden auch Austauschstudenten zugeordnet, die üblicherweise als Erstsemesterstudenten gezählt werden, auch wenn sie bereits im Ausland studiert haben.

Mehr Asylbewerber

Von 1990 bis Ende 2013 gab es in Deutschland 2,584 Millionen Asylbewerber. Seit 2007 steigen die Asylantragszahlen wieder an. Im Jahr 2013 ist die Zahl der Erstanträge mit 109.580 Personen gegenüber dem Vorjahr um knapp 70 Prozent angestiegen (2012: 64 539 Asylerstanträge).

Im Jahr 2013 stammten rund 39 Prozent aller Antragsteller aus Europa (2012: 34,9 Prozent) gegenüber fast 39 Prozent aus Asien (2012: 51,1 Prozent). Angestiegen gegenüber dem Vorjahr ist der Anteil der Asylbewerber aus Afrika. Dieser betrug im Jahr 2013 20,5 Prozent (2012: 12,9 Prozent).

Junge Migranten

Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland sind deutlich jünger als der Durchschnitt der Bundesbürger. So waren im Jahr 2013 fast 67 Prozent der Personen mit Migrationshintergrund jünger als 45 Jahre. Das gilt nur für rund 44 Prozent der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund.

Bulgaren in Deutschland

2013 wanderten 59.323 Bulgaren nach Deutschland ein, gleichzeitig verließen 38.594 das Land, was eine Nettozuwanderung von 20.729 ergibt. Nur aus den -allesamt deutlich bevölkerungsreicheren Ländern – Polen 197.009, Rumänien (135.416) und Italien (60.651) wanderten mehr Menschen ein. Relativ zur Bevölkerung der Herkunftsländer war Bulgarien hier Spitzenreiter.

Der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erstellte Migrationsbericht ist hier abrufbar.

Arbeitnehmerfreizügigkeit – folgt jetzt der Sozialmissbrauch durch Bulgaren und Rumänen?

Im Januar 2014 ist in den deutschen Medien ein regelrechter Hype um das Thema Arbeitnehmerfreizügigkeit zu beobachten. Seit Jahresbeginn gilt diese für Bulgaren und Rumänen – Arbeitnehmer aus den beiden Balkanstaaten haben nunmehr die gleichen Rechte wie einheimische (in Deutschland, aber auch in allen anderen EU-Mitgliedsstaaten). Dies war lange bekannt, genauer gesagt seit dem Jahr 2007, als Bulgarien und Rumänien vor sieben Jahren der EU beigetreten sind. Die Freizügigkeit von Arbeitnehmern ist eines der Grundprinzipien der EU.

Ein Blick ins Gesetz erleichtert auch hier die Urteilsfindung:

  • Artikel 45 (VERTRAG ÜBER DIE ARBEITSWEISE DER EUROPÄISCHEN UNION) (ex-Artikel 39 EGV)
  • (1) Innerhalb der Union ist die Freizügigkeit der Arbeitnehmer gewährleistet. (2) Sie umfasst die Abschaffung jeder auf der Staatsangehörigkeit beruhenden unterschiedlichen. Behandlung der Arbeitnehmer der Mitgliedstaaten in Bezug auf Beschäftigung, Entlohnung und sonstige Arbeitsbedingungen. (3) Sie gibt – vorbehaltlich der aus Gründen der öffentlichen Ordnung, Sicherheit und Gesundheit gerechtfertigten Beschränkungen – den Arbeitnehmern das Recht,
  • a) sich um tatsächlich angebotene Stellen zu bewerben;
  • b) sich zu diesem Zweck im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten frei zu bewegen;
  • c) sich in einem Mitgliedsstaat aufzuhalten, um dort nach den für die Arbeitnehmer dieses Staates geltenden Rechts- und Verwaltungsvorschriften eine Beschäftigung auszuüben;
  • d) nach Beendigung einer Beschäftigung im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats unter Bedingungen zu verbleiben, welche die Kommission durch Verordnungen festlegt.
  • (4) Dieser Artikel findet keine Anwendung auf die Beschäftigung in der öffentlichen Verwaltung.

Kurz zusammengefasst: wer in Deutschland arbeiten möchte, der darf das auch, und zwar ohne Diskriminierung! Ist das neu? Nein, doch für sieben Jahre galten für bulgarische und rumänische Arbeitnehmer Übergangsbestimmungen, die den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt (also die Arbeitnehmerfreizügigkeit) einschränkten. Auch andere EU-Mitgliedsstaaten hatten ähnliche Bestimmungen, aber nicht alle, und nicht alle die gleichen Einschränkungen. Die Konkretisierung war jedem „Altmitglied“ freigestellt, je nach Einschätzung des eigenen Arbeitsmarktes. Dieser sollte durch osteuropäische Arbeitnehmer nicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden.

Bekannte Ausweicheffekte: Selbstständigkeit, Entsendung

Gleichzeitig war es mit dem EU-Beitritt für bulgarische und rumänische Unternehmer möglich, in Deutschland tätig zu werden (z.B. im Rahmen einer Entsendung) oder dort gleich eine eigene Firma zu gründen (was dann oft zu einer „Scheinselbstständigkeit“ führte). Dies resultierte in den vergangenen sieben Jahren – logischerweise – darin, dass vielen Bulgaren und Rumänen von diesen Möglichkeiten auch Gebrauch machten. Denn der klassische Zugang zum Arbeitsmarkt in Form einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung war vielen, aber nicht allen Arbeitnehmern verwehrt, die Beschränkungen bezogen sich vorwiegend auf gering qualifizierte Arbeitnehmer.

 Und die Option Hartz4

Daneben gibt es natürlich noch die Möglichkeit, das soziale Netz in Deutschland in Anspruch zu nehmen. Die Leistungen des ALG2 (und anderer Sozialleistungen) orientieren sich am sogenannten Regelbedarf. Dieser wird nach dem Statistikverfahren ermittelt und bildet – vereinfacht gesagt und mit gewissen Einschränkungen – den Lebensstand der ärmsten 15 bis 20 Prozent der deutschen Bevölkerung ab. Das Geld, das die deutschen Vergleichshaushalte beispielsweise monatlich für Bekleidung und Schuhe ausgeben, wird auch den Empfängern von ALG2 (besser bekannt als Hartz4) zugestanden. Ein Lebensstandard, den in Osteuropa nur eine Minderheit der Bevölkerung erreicht. Kein Wunder, dass ein Leben in der sozialen Hängematte für Osteuropäer so an Reiz gewinnt.

Logischerweise gibt es auch Aufstocker

In Deutschland stocken aktuell von den 4,45 Millionen erwerbsfähigen ALG2-Empfängern etwa 30 Prozent auf, d.h. ihr Einkommen liegt unter dem Regelbedarf und sie erhalten hierfür eine Unterstützung durch die Bundesagentur für Arbeit – was ihnen im Endeffekt ein höheres zur Verfügung stehendes Einkommen garantiert als das, was ein nicht erwerbstätiger ALG2-Empfänger bekommt. Nun wird kritisiert, dass Bulgaren und Rumänen hier über dem Durchschnitt liegen. Dies ist nicht verwunderlich, ja absolut logisch: Osteuropäische Einwanderer besetzen zwar auch qualifizierte Jobs, oft eben aber auch unqualifizierte. Zudem sind sie bei Gehaltsforderungen aus nachvollziehbaren Gründen weniger gierig als deutsche Arbeitnehmer. Und da für viele Jobs auch deutsche Arbeitnehmer auf die Möglichkeit des Aufstockens zurückgreifen, manche Arbeitgeber dies sogar bewusst einkalkulieren, ist der hohe Anteil an bulgarischen und rumänischen Hartz4-Beziehern schnell erklärt.

Handlungsbedarf? Möglicherweise…

Die Problematik, dass sich gewisse Tätigkeiten für deutsche (und ausländische, in Deutschland lebende) Arbeitnehmer kaum lohnen und deshalb – ganz oder teilweise – auf ALG2-Leistungen zugegriffen wird, gibt es nicht erst seit heute. Zuwanderer, die niedrig qualifizierte Beschäftigungen erhalten eingehen, werden aufstocken, oder sich nach kurzer Zeit aus ökonomischen Gründen ganz aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen. Hier sind evtl. neue Ansätze seitens der Politik gefragt, ein echter Kombilohn zum Beispiel. Bulgaren und Rumänen trifft hieran aber keine „Schuld“, denn so sind nun einmal die von der Politik gesetzten Rahmenbedingungen.

BDA versucht Mythen über den deutschen Arbeitsmarkt zu entkräften

In der deutschen Öffentlichkeit, und hier insbesondere seitens der Gewerkschaften, wird der Beschäftigungsaufschwung, den Deutschland seit mehreren Jahren erlebt, immer wieder relativiert. Die neu geschaffenen Arbeitsplätze seien schlecht bezahlt und würden oft nicht zum Leben ausreichen. Außerdem werde durch Befristung und Zeitarbeit eine ständige Unsicherheit in die Erwerbsbiografien gerade jüngerer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gebracht.

Diesen (Vor-)Urteilen versucht die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) nun mit einer Broschüre entgegenzutreten. „Die Realität am deutschen Arbeitsmarkt – Fakten statt Zerrbilder“ versucht auf gut 35 Seiten, die populärsten Thesen zu entkräften und die positive Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt seit Beginn der Agenda 2010 zu unterstreichen.

Hier einige Beispiele:

  • Wird sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Deutschland abgebaut? Nein, denn laut BDA gab es im Jahr 2012 mit rd. 28,9 Mio. die meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten innerhalb der letzten 20 Jahre.
  • Die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten („Minijobber“) stagniert. Sie lag 2006 bei 4,85 Mio. und 2012 bei 4,82 Mio. Dabei waren zuletzt über 40 % der Minijobber Schüler, Studenten und Rentner zuletzt über 40 % der Minijobber Schüler, Studenten und Rentner. Die Zahl der Erwerbstätigen ist gleichzeitig hingegen von 39,2 Mio. auf 41,6 Mio. um 2,4 Mio. gestiegen.
  • Der Anteil der befristeten Arbeitsverhältnisse liegt seit Jahren konstant bei unter 10 %.
  • Die Dauer der Betriebszugehörigkeit ist in Deutschland zwischen 2001 und 2011 von 10 auf 11,2 Jahre angestiegen.
  • 46 % der Beschäftigten im Niedriglohnbereich üben eine Tätigkeit aus, für die kein Abschluss benötigt und die daher zwangsläufig gering entlohnt wird.
  • Dies ist laut BDA „kein kurzfristiges Phänomen – Deutschland belegt in dieser Statistik schon seit vielen Jahren kontinuierlich einen der vorderen Plätze. Wesentlich hierfür verantwortlich ist das duale Ausbildungssystem, welches durch die enge Verknüpfung mit der beruflichen Praxis einen optimalen Start in den Beruf ermöglicht. Die duale Ausbildung lohnt sich für beide Seiten: Sie sichert den Unternehmen qualifizierte Fachkräfte und den Jugendlichen gute berufliche Chancen.“
  • Besonders lobenswert (unbestritten) ist die in Deutschland sehr geringe Jugendarbeitslosigkeit. Hier eine entsprechende Grafik des BDA, die die deutsche Vorreiterposition in Europa unterstreicht:

Jugendarbeitslosigkeit in der EU. Quelle: BDA mit Daten von Eurostat
Jugendarbeitslosigkeit in der EU. Quelle: BDA mit Daten von Eurostat

Auch wenn nicht alle Thesen des BDA unwidersprochen hingenommen werden können, so liefert der Arbeitgeberverband hierdurch einen willkommenen Anstoß für eine Diskussion über die Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Und diese wird sicherlich auch im beginnenden deutschen Bundestagswahlkampf eine Rolle spielen.