Etwa 100.000 Menschen, die in Bulgarien durch die Finanz- und Wirtschaftskrise ihren Job verloren haben, haben sich bei dem Arbeitsamt als arbeitslos nicht angemeldet oder sind in Arbeitsillegalität geraten. Im vierten Quartal des Jahres 2009 ist die Anzahl der Beschäftigten um 315.000 Menschen gesunken. Zur gleichen Zeitperiode hat sich jedoch die Anzahl der Arbeitslosen mit 100.000 Menschen erhöht und auf diese Weise sind etwa 215.000 Menschen außerhalb der offiziellen Statistiken geblieben. Die Lage am bulgarischen Arbeitsmarkt 2010 ist kritisch.
Nur 3 Millionen gehören zu der Gruppe der Beschäftigten in Bulgarien. Der Hauptgrund der wachsenden Arbeitslosigkeit ist klar: Eine Reduzierung der Beschäftigung im realen Sektor infolge der abgenommenen Wirtschaftsaktivität. Es sind aber auch weitere Gründe, die im globalen Sinn die Ursachen auch der Finanzkrise erklären. Bulgarien hat kleine und offene Wirtschaft und jede Veränderung der wirtschaftlichen Bedingungen im Ausland wirkt sich automatisch auf den bulgarischen Arbeitsmarkt aus.
Bulgarien ist so stark von der ausländischen Konjunktur abhängig, dass ein größer Teil der bulgarischen Arbeitnehmer und ebenso der Arbeitsgeber sehr flexibel sein muss, ständing neue Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben, sich von einem Sektor in einem anderen zu versetzen, um ihren Arbeitsplatz zu behalten.
Warum ist der bulgarische Arbeitsmarkt nicht mobil?
1) Ein gewisser Teil der Menschen im aktiven Alter stehen automatisch außerhalb dem Arbeitsmarkt. Nach den Daten der Nationalen Arbeitsagentur, gehören zu der Gruppe der dauernd Arbeitslosen (mehr als ein Jahr) vorwiegend Personen, die keine Qualifizierung (72.1%) oder Grundausbildung haben (69.4%), was für sie ein erhebliches Hindernis bei der Jobsuche ist.
2) Viele Arbeitslosen arbeiten wegen der hohen Arbeitsbesteurung auf dem grauen Markt. Für diese ist die 30% Besteuerung zum Nutzen des Staates ohne klare Vorteile daraus, ein Motiv auf dem grauen Markt zu arbeiten oder überhaupt nicht tätig zu sein.
3) Die Ausbildung, sowie die Grund-, als auch die Hochausbildung liefert nicht die notwendigen praktischen Kenntnisse, damit die Menschen später bei der Jobsuche genug flexibel zu sein.
4) Einige Menschen sind bei Branchen beschäftigt, die praktisch ihre Funktionalität aus der Vergangenheit verloren haben und nur dank staatlicher Zuschüsse weiterexistieren – etwa die Bulgarische Staatliche Eisenbahn, die Tabakindustrie, Landwirtschaft usw.
5) Etwa 20% der Beamten würden nach Schätzungen nicht flexibel sein, um im Fall einer Kündigung eine neue Arbeitsstelle aufzunehmen.
Trotz der Krise und der immer noch wachsenden Arbeitslosigkeit besteht auf dem bulgarischen Arbeitsmarkt ein dringender Bedarf an Fachkräften. Die Experten sprechen über eine Deformierung des bulgarischen Arbeitsmarkts angesichts der Tendenz, dass die meisten Menschen einen Beruf ausüben, welcher ihrer Ausbildung nicht entspricht.
Diese Nicht-Űbereinstimmung zwischen Angebot und Suche auf dem Arbeitsmarkt ist auch ein Grund dafür, dass vielen Menschen während der Krise gekündigt wurde und nur qualifizierte Spezialisten ihren Arbeitsplatz behalten haben. Viele junge Menschen studieren und arbeiten, was sich ergibt.
Das Ergebnis sind diplomierte junge Leute, die keine praktische Erfahrung haben und auch keine gute Perspektive für berufliche Realisierung im gleichen Bereich, für den sie an die Universität theoretisch vorbereitet geworden sind. Zu dieser Realität kommt die Tatsache hinzu, dass ein Teil der Beschäftigten in Bulgarien schon als disqualifiertes Personal gelten. Wörtlich ausgelegt, es handelt sich um zerrisene Verbindungen zwischen dem Ausbildungssystem und dem Business.
Autor: Vera Filipova