Flüchtlingskrise und Effekte für den Arbeitsmarkt in Deutschland und Österreich – ein erster Überblick
Die Flüchtlingskrise stellt die gesamte EU vor große Herausforderungen. Vor allem Deutschland hat damit zu kämpfen. Alleine im September wurden 163.772 neue Flüchtlinge registriert.
Sind diese Menschen ein Fluch oder ein Segen für den Arbeitsmarkt in Österreich und Deutschland? Dieses Thema wird uns noch einige Zeit begleiten, und das Balkaninvest-Team versucht mit mehreren Beiträgen Informationen dazu zu liefern.
Unterschied der Flüchtlingsverfahren in Österreich und Deutschland
In Österreich haben Flüchtlinge drei Monate nach Zulassung zum Asylverfahren Zugang zu selbstständiger und unselbstständiger Arbeit. Hier werden zeitlich beschränkte Beschäftigungsbewilligungen für die folgenden Bereiche erteilt:
- Saison- oder Erntearbeit
- Arbeit als neuer Selbständiger: Journalist, Künstler, Sportlehrer, Sprachtrainer u.a
- Gemeinnützige Beschäftigung
- EUR 100/Monat Zuverdienst
- Ferial- oder Berufspraktikum
- Volontariat
Wurde Asyl erteilt, sind diese asylberechtigten Flüchtlinge ÖsterreicherInnen bis auf das Wahlrecht gleichgestellt und haben freien Zugang zum Arbeits- und Lehrstellenmarkt. Flüchtlinge deren Asylantrag abgelehnt wurde, die aber aufgrund einer bedrohlichen Sicherheitslage in ihrer Heimat, nicht abgeschoben werden, dürfen arbeiten und haben uneingeschränkten Zugang zum Lehrstellenmarkt.
In Deutschland dürfen anerkannte Flüchtlinge mit Aufenthaltserlaubnis voll arbeiten. Daneben gibt es die sogenannte Duldung. Diese erhalten Flüchtlinge die trotz abgelehnten Asylantrag nicht abgeschoben werden. Sie und Flüchtlinge mit einer Aufenthaltsgestattung haben nach drei Monaten Zugang zum Arbeitsmarkt.
Ein Unterschied zu Österreich ist die Vorrangprüfung. Gibt es für eine offene Stelle deutsche ArbeitnehmerInnen oder ArbeitnehmerInnen aus dem EU-Ausland, haben diese Vorrang. Aufgrund der derzeitigen guten Arbeitsmarktsituation und der Vielzahl offener Stellen könnte es hier demnächst zu einer Änderung kommen.
Hindernisse für Flüchtlinge am Arbeitsmarkt
Neben länderspezifischen Unterschieden in Berufsausbildung und -ausführung ist zu beachten, dass zahlreiche Flüchtlinge nur einen Pflichtschulabschluss besitzen und zudem häufig Probleme mit dem lateinischen Alphabet haben. Manche haben Berufe erlernt, die es in Europa fast nicht mehr gibt wie beispielsweise Fischer oder Teppichknüpfer. Die meisten besitzen auch keine Papiere, Zeugnisse oder Leistungsnachweise.
Außerdem kann sich durch kriegsbedingte traumatische Erlebnisse und deren Folgen ein geregelter Arbeitsalltag als schwierig erweisen.
Integration der Flüchtlinge am Arbeitsmarkt
Mittlerweile gibt es spezielle Ausbildungs- und Arbeitsplatzbörsen in Form von Online-Plattformen wie Workeer oder Mygrade. Hier werden Arbeitssuchende und Arbeitgeber zusammengebracht und eine einfache und ansprechende Bewerbung ermöglicht.
Tipp: Ist ein Flüchtling eingestellt, ist es von Vorteil, einen Mitarbeiter zu wählen, der speziell auf Flüchtlinge und deren Anliegen, Probleme sowie Besonderheiten eingeht, um ihnen den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.