Österreich in Bulgarien: Ein Gespräch mit Ulrike Straka

Zwischen Österreich und Bulgarien besteht schon seit vielen Jahren eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit. Nach den Niederlanden stellt es den zweitgrößten Investor in Bulgarien dar und wird in den nächsten Jahren auch weiter investieren. Das Team von Balkaninvest hat ein ausführliches Gespräch mit der Wirtschaftsdelegierten für Österreich, Ulrike Straka, geführt, die nun schon seit eineinhalb Jahren im Außenwirtschaftscenter Sofia der WKO tätig ist. Die WKO informiert und unterstützt österreichische Unternehmen bei der Kontaktaufnahme zu potenziellen Geschäftspartnern oder beim Aufbau und der Erweiterung eines Standortes. Weiters wird der Schwerpunkt auf den Austausch der hier tätigen Unternehmen auf diversen Veranstaltungen gefördert.

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Österreich investiert, aber wo?

Mit dem Wirtschaftsboom Anfang 2000 begannen viele österreichische Unternehmen, sich für das aufstrebende Bulgarien zu interessieren. Viele setzten große Hoffnungen in das Land, lockt es doch mit einem Bild als attraktiver Produktionsstandort. Heute ist die Bandbreite an Branchen, in denen österreichische Unternehmen vorrangig vertreten sind, groß. Man findet hier vor allem Banken, Dienstleistungsunternehmen, Baufirmen und Mobilnetzbetreiber mit österreichischer Verbindung.

Seit der Wirtschaftskrise und dem Platzen der Immobilienblase in 2008/2009 waren viele auch im Immobilienbereich tätig, laut Straka ziehen sich die Investoren hier allerdings zurück. Außerdem kämen grundsätzlich weniger neue Firmen nach Bulgarien, einzig die Automobilindustrie ziehe auch neue Interessenten an Land. Trotzdem zeigt sich die Wirtschaftsdelegierte für die zukünftige Entwicklung des Landes als positiv eingestellt. Schon länger in Bulgarien tätige, österreichische Unternehmen würden ihre Produktion ständig ausweiten.

Duale Ausbildung als Lösung für den Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel beschäftigt sowohl deutsche als auch österreichische Unternehmen seit Langem. Auch vor Ort in Bulgarien hätten laut Straka viele österreichische Unternehmen damit zu kämpfen. Viele der gut ausgebildeten Fachkräfte würden ins Ausland abwandern, da in Mitteleuropa die Chancen auf einen Arbeitsplatz sehr hoch seien.

Aufgrund dessen habe die WKO bereits im November 2014 ein Pilotprojekt gestartet, um eine neue Form eines Ausbildungsvertrages im Rahmen der „Dualen Ausbildung“ in Bulgarien einzuführen. Dabei sollen Auszubildende ihre Kenntnisse nicht nur in der Schule, sondern parallel dazu praxisbezogen in Unternehmen erwerben. Man erhofft sich dadurch eine höhere Nachfrage an dieser Ausbildung, sowie besser qualifizierte Fachkräfte.

Die gröbste Krise in Bulgarien ist überstanden und das Land im Osten entwickelt sich weiter. Laut Straka sind die Rahmenbedingungen für ausländische Investoren gut und niedrige Steuersätze sind ein weiteres Plus. Bulgarien und seinen österreichischen Investoren steht also im Großen und Ganzen eine interessante Zukunft bevor!

Website AußenwirtschaftsCenter: http://wko.at/aussenwirtschaft/bg


Hintergrundinformation zum Thema
Auch deutsche Unternehmen starteten bereits vor einigen Jahren Pilotprojekte, um die „Duale Ausbildung“ in Bulgarien einzuführen. Waren dies bisher nur Pilotprojekte einiger weniger Unternehmen, soll diese Ausbildungsform 2016 auch im Arbeitsrecht verankert werden. Während Auszubildende früher reguläre Arbeitsverträge abschließen mussten, ist nun auch ein Vertrag über diese „Duale Ausbildung“ möglich, wobei der Zeitraum auch länger als sechs Monate sein darf. Die neue Regelung tritt mit 1.August 2016 in Kraft.

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