von Balkaninvest-Team | Juli 17, 2012 | Wirtschaft
Während Deutschland am IT-Spezialistenmangel leidet, zeigt sich die Entwicklung des Informationstechnologie- und Softwaresektors in Bulgarien ein hohes Potenzial. Die Branche wächst jährlich stabil um die 30 Prozent. Bulgarien nimmt weltweit den dritten Platz ein was die Anzahl zertifizierter IT-Spezialisten pro Kopf betrifft. Zu den bedeutendsten Vorteilen des Landes hinsichtlich der Entwicklung der IKT-Branche gehört die hoch qualifizierte Arbeitskraft mit vielen jungen Talenten und erfahrenen Experten, das konkurrenzfähige Lohnniveau, die günstige geografische Lage und die wirtschaftliche Situation im Land. Mehrere multinationale Konzerne wie Hewlett Packard (über 4000 Mitarbeiter), SAP (SAP Labs mit 500 Mitarbeitern), Johnson Controls Electronics (500 Fachkräfte), Siemens und viele andere Software- und IT-Unternehmen sind in Bulgarien tätig.

Hoher Ausbildungsstand in bulgarischer ITK-Branche
Der Standard der Ausbildung und das Interesse der jungen Menschen an IKT sind in Bulgarien sehr hoch. An über 20 Universitäten im Land und 55 CISCO Akademien werden IT-Spezialisten ausgebildet. Der steigende Bedarf an Fachkräften wird von über 2.800 Absolventen jährlich in den Fachrichtungen Computer- und Kommunikationssysteme und Informatik gedeckt. Rund 1200 Firmen sind in der IKT-Branche tätig und beschäftigen etwa 17.000 Mitarbeiter.
Eine aktuelle, vom Verband der bulgarischen Softwareindustrie (BASKOM) durchgeführte Untersuchung unter 38 IT-Unternehmen zeigt, dass die bulgarische Softwareindustrie nicht nur nach außen, sondern auch innerhalb des Landes verkauft, was ein positives Signal für die bulgarische Wirtschaftslage ist. Etwa zwei Drittel der Außenhandels der Branche ist auf Europa konzentriert, ein Drittel wird mit Nordamerika und der Rest mit Afrika, Asien und Südamerika realisiert. Die IKT-Branche generiert zwischen 9,5 und 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und ist somit eine der wichtigsten Branchen Bulgariens..
Nicht nur wegen der gut ausgebildeten, mehrsprachigen und kostengünstigen Arbeitskräfte, sondern auch wegen der kulturellen und geographischen Nähe zu den westlichen Geschäftspartnern sind bulgarische Unternehmen überaus attraktive Partner für Softwareentwicklung, Outsourcing-Projekte und IT-Services. Die Firma Balkaninvest berät und unterstützt Sie bei Fragen rund um Aktivitäten in den Bereichen Personal für IT und Softwareentwicklung in Bulgarien – aber auch in anderen Branchen. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.
von Balkaninvest-Team | Juni 5, 2012 | Wirtschaft
Nach der jüngsten durch das Personalvermittlungsunternehmen Manpower durchgeführten vierteljährlichen Arbeitsmarktbarometerstudie (Ausgabe 2/2012) wird die zukünftige Arbeitsmarktentwicklung Bulgariens als positiv eingeschätzt.
Im 2 Quartal 2012 rechnen bulgarische Arbeitgeber mit einer kontinuierlichen Fortsetzung ihrer Einstellungspolitik. 18 Prozent der Arbeitgeber planen Neueinstellungen, 10 Prozent Entlassungen und 70 Prozent planen keine Veränderung der Größe ihrer Belegschaft. Das bedeutet einen Netto-Beschäftigungsausblick von +8 Prozent. Auf vierteljährlicher Basis rechnen die Arbeitgeber mit einer Verbesserung der Neueinstellungsaussichten mit 4 Prozent Punkten. Im Quartalsvergleich zeigen sich nach Angaben der Arbeitgeber die Einstellungsaussichten verhältnismäßig stabil.
Fast alle Branchen stellen wieder ein
Arbeitgeber in 9 der 10 Industriebranchen erwarten Neueinstellungen im 2. Quartal 2012. Am optimistischsten sind dabei die Arbeitgeber aus dem Bereich Finanzen, Öffentliche Sektor-Soziales, Immobilien sowie auch in dem Gastgewerbe mit einem Netto-Beschäftigungsausblick von 16 Prozent. Die Arbeitgeber im Baubereich erwarten positive Entwicklung des Arbeitsmarkts für die Arbeitsuchenden mit Einstellungsplänen von +10 Prozenten. Eine Vergrößerung der Belegschaftsgröße wird auch für die Branchen Land-und Forstwirtschaft sowie im Einzel-und Großhandelbereich erwartet mit einem Netto-Beschäftigungsausblick von +8 Prozent. Schlechte Erwartungen haben nur die Arbeitergeber aus dem Bereich des Bergbausektors mit Netto-Beschäftigungsausblick von -4 Prozent .

Beschäftigungsaussichten in der EU – Bulgarien steht gut da.
Die Übersicht nach Regionen zeigt, dass die Arbeitgeber in allen fünf Regionen eine Erhöhung der Neuangestellten erwarten. In Sofia, Burgas und Varna rechnen die Arbeitgeber mit einem Netto-Beschäftigungsausblick von +9 Prozent, in Plovdiv von +6 Prozent und in Russe von +5 Prozent. Das optimistischste Ergebnis wird aus Burgas berichtet, wo der Netto-Beschäftigungsausblick eine Erhöhung mit 12 Prozent Punkten im Vergleich zu dem vorigen Quartal und mit 4 Prozent Punkten im Vergleich zum vorigen Jahr.
Die Manpower Arbeitsmarktbarometer-Studie wird in 41 Ländern durchgeführt und es wurden 65 000 Arbeitgeber befragt. Die Arbeitgeber in 32 davon rechnen im 2. Quartal 2012 mit Neueinstellungen in unterschiedlichem Umfang. Dabei sind Indien, Brasilien und Taiwan am optimistischsten, während Arbeitgeber in Griechenland, Spanien und der Tschechischen Republik sehr pessimistisch sind.
von Balkaninvest-Team | Mai 8, 2012 | Steuer, Wirtschaft
Es ist schon eine Tendenz geworden, dass Top-Unternehmen immer mehr nach Osten expandieren. EU-weit bietet Bulgarien die günstigsten Steuerbedingungen für Investoren an. In Bulgarien gilt ein Einheitssteuersatz für Einkommens- und Körperschaftssteuer von 10 % – Rekordwert in der EU. Doppelbesteuerungsabkommen mit 61 Staaten sowie weitere steuerliche Erleichterungen und Investitionsanreize machen den Standort Bulgarien für internationale Unternehmen überaus attraktiv.
Vor kurz kam eine spannende Nachricht aus Asien: Chinas Autobauer sind in Europa auf dem Vormarsch. Als erster Hersteller hat das Unternehmen Great Wall ein Werk in Bulgarien eröffnet. Die nahe der nordbulgarischen Stadt Lowetsch gelegene Fabrik wurde am Dienstag von Bulgariens Regierungschef Boiko Borissov eingeweiht. Das Interesse des Unternehmens an Bulgarien wurde nicht nur durch die niedrigen Löhne und niedrigen Steuern erklärt, sondern auch durch die hochqualifizierten Fachkräfte und die gut ausgebildeten Arbeiter. Dabei soll die Zahl der Mitarbeiter von 120 auf 2000 steigen. In drei bis fünf Jahren wird das Unternehmen eine ganze Reihe von Modellen in Lowetsch produzieren und diese dann in alle europäischen Länder verkaufen.

Das Wirtschaftswachstum in Bulgarien ist deutlich über dem EU-Durchschnitt
Auch für erneuerbare Energie ist Bulgarien einer der attraktivsten Standorte Europas. Hervorragende klimatische und geografische Voraussetzungen, günstige gesetzliche Rahmenbedingungen sowie das verbindliche Ziel, der Anteil der erneuerbaren Energien am bulgarischen Energiemix auf 16% in 2020 zu erhöhen, locken zurzeit ausländische Investitionen in Milliardenhöhe nach Bulgarien.
Der Markt ist dynamisch, die rechtlichen Grundlagen solide und die Währung langfristig stabil. Gleichzeitig bietet Bulgarien noch große, ungenutzte Ressourcen und Möglichkeiten, behauptete in einer Äußerung Sebastian Noethlichs, Geschäftsführer von N-Vision Energy. Seine Meinung wurde vom norwegischen Konzern Renewable Energy Corporation (REC) geteilt und in den letzten Tagen wurden Projektverträgen zum Bau von fünf Solarkraftwerken in Bulgarien mit einer Gesamtleistung von 20 Megawatt unterzeichnet. In Bulgarien sind Energiekonzerne zur Abnahme vom Strom aus erneuerbaren Energien zu festen Preisen verpflichtet. Diese werden durch die staatliche Regulierungskommission für Energie und Wasser (DKER) festgesetzt. Die neue Photovoltaik-Anlage wird eine Vergütung von 0,23 Euro pro Kilowattstunde im Rahmen eines 20 jährigen Vertrags erhalten.
Am Mittwoch, den 03.05.2012, wurde auch bekannt, dass die Österreichische Post 26 Prozent am bulgarischen Unternehmen M&BM Express übernimmt, mit Option auf schrittweise Ausweitung der Beteiligung auf bis zu 76 Prozent. Das 2005 gegründete Unternehmen M&BM Express hat laut Unternehmensangaben im Jahr 2011 mit rund 2.500 Mitarbeitern 75 Mio. Sendungen zugestellt. M&BM Express ist laut Österreichischer Post außerdem Marktführer im Bereich Hybrid Mail. Der bulgarische Briefmarkt ist seit 2011 vollständig liberalisiert.
Die große Anzahl ausländischer Unternehmen, die sich in den letzten Jahren in Bulgarien niedergelassen haben, beweist die hohe Attraktivität des Landes als internationaler Investitionsstandort. Auch die Statistik zeigt, dass Bulgarien ein Standort mit Zukunft ist und bleibt.
von Balkaninvest-Team | Apr. 11, 2012 | Wirtschaft
Die Ergebnisse der 2012-Umfrage der Bulgarisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer zum Geschäftsklima in Bulgarien sind da. Die Auswertung der regelmäßig durchgeführte Umfrage, an der in diesem Jahr 84 Unternehmen beteiligt waren, beinhaltet sowohl Daten für 2011 als auch Prognosen für 2012. An der Umfrage haben deutsche Investoren und bulgarische Unternehmen, die mit Deutschland handeln, teilgenommen. Man hat für eine Vielfalt an Umfrageteilnehmern gesorgt: Große, mittlere und kleine Unternehmen aus jeglichen Wirtschaftsbereichen haben ihren Geschäftserwartungen für Jahr 2012 im Rahmen der AHK-Umfrage Ausdruck gegeben.
Im Allgemeinen können die Ergebnisse der Umfrage als eher negativ bezeichnet werden. Fast die Hälfte bezeichnet die Wirtschaftslage als befriedigend und nur 12% der Unternehmen sind mit dem Status quo zufrieden. Erst 23% der Befragten rechnen jedoch mit einer Verbesserung der Situation im Jahr 2012. In negativer Richtung bewegen sich darüber hinaus die Investitionseindrücke der Investoren: Über ein Drittel (35%) der Unternehmen in Bulgarien geben an, dass sie den Schritt, in Bulgarien zu investieren, bereuen. Vor einem Jahr lag der Anteil der Unternehmen, die ihr Engagement in Bulgarien bereuten, bei 21,5% und zwei Jahre früher – erst 7%. Vor zwei Jahren haben 93% der Befragten mitgeteilt, dass kein anderer Ort außer Bulgarien für ihre Investitionen in Frage käme.
Worüber beschweren sich die Investoren? Die größte Unzufriedenheit, so die Ergebnisse der Umfrage, resultiert aus weiterhin nicht gelösten Problemen, die ihr Geschäft stören. Dazu zählen die nicht genügend effektive öffentliche Verwaltung, Bürokratie, schwache Rechtssicherheit, Intransparenz bei der Vergabe öffentlicher Projekte und der erfolglose Kampf gegen Korruption. Die Bewertung dieser Faktoren bleibt seit 2005 praktisch unverändert.
Relativ unzufrieden sind die Investoren mit der Zahlungsmoral, der Qualifikation der Arbeitnehmer, der öffentlichen Infrastruktur sowie mit dem Gesundheits– und Bildungssystem in Bulgarien. Trotz einzelner Verbesserungen in diesen Bereichen sind die Investoren weiterhin von der gegenwärtigen Situation enttäuscht. Erstaunlicherweise wird das Steuersystem, auf das die Regierung besonders stolz ist, sehr niedrig bewertet: Erst 1% der Unternehmen bezeichnet es als ausgezeichnet.
Nicht alles ist aber so düster, wie es scheint. Eine Dose Optimismus findet man in den Umfrageergebnissen schon. Mehr als die Hälfte der Befragten sind positiv bezüglich der Entwicklung ihres eigenen Geschäfts in diesem Jahr: 59% rechnen mit einer Umsatzerhöhung, während 11% eine Senkung prognostizieren. Eine weitere gute Nachricht bezieht sich auf die Arbeitnehmer. Nur 15% der Firmen haben vor Personal abzubauen, 39% beabsichtigen ihre Mitarbeiterzahl in diesem Jahr sogar zu erhöhen. Auch im Bereich Export verzeichnet man positive Entwicklung: Der Warenverkehr zwischen Bulgarien und Deutschland ist im letzten Jahr um 14% im Vergleich zu 2010 gestiegen. Seinen höchsten Wert bis jetzt verzeichnete man im Jahr 2008. Der Export Bulgariens nach Deutschland ist auch wesentlich gestiegen. In den letzten 10 Jahren hat er sich verdreifacht und beträgt zur Zeit 2,1 Milliarden Euro. Einen Anstieg beobachtet man auch bei den Einfuhren aus Deutschland, die um 8,5% im Vergleich zu 2010 zugelegt sind.
Wir unterstützen Sie in Bulgarien
Sie möchten mehr erfahren, wie Ihnen die Personalberatung Balkaninvest.eu bei Fragen rund um das Thema Personal weiterhelfen kann? Wie die Umfrage zeigt, sehen sich viele deutsche Investoren bei der Suche nach qualifiziertem Personal mit Schwierigkeiten konfrontiert. Hier ein Überblick über unsere Serviceleistungen für Unternehmen in Bulgarien. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.
von Balkaninvest-Team | Jan. 6, 2012 | Wirtschaft
Nun ist es offiziell: Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist 2011 auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren gefallen. Der deutsche Arbeitsmarkt hat 2011 zum großen Teil die Bedeutung des Worts Krise vergessen. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) vermeldete, dass 2.976.000 Arbeitslose im Jahresdurchschnitt im vergangenen Jahr (2011) registriert worden seien. Diese Zahl liegt 263.000 unter dem Durchschnitt für 2010.
Die kritischste Periode im Jahr 2011 waren die Monate Januar und Februar, als die Arbeitslosenquote 7,9% betrug. Im März und April ist diese Prozentzahl zwar leicht gesunken, die Anzahl der Arbeitslosen in absoluten Zahlen blieb aber über 3 Mio. Im Mai wurde zum ersten Mal diese Grenze überschritten. Seitdem nimmt die Arbeitslosenquote fortschreitend ab bis diese im Dezember 6,6% betrug. Aus einem Monatsvergleich wird ersichtlich, dass 231.000 Menschen weniger im Dezember 2011 arbeitslos waren als im Dezember des vorigen Jahres.
Aktuell geringe saisonale Arbeitslosigkeit
Auch der für die Winterzeit typische Anstieg der Arbeitslosenquote fiel 2011 geringer aus als im Vorjahr. Diese ist im Dezember im Vergleich zum November um nur 0,2 Prozentpunkte (in absoluten Zahlen: 67.000) zugenommen. Diese Zunahme wird von Experten allerdings als normal empfunden, da es in der Winterzeit weniger Jobs auf dem Bau, in der Landwirtschaft sowie in Gärtnereien und in der Gastronomie gibt.

Frank-Jürgen Weise, Vorsitzender der deutschen Bundesagentur für Arbeit (Foto. BA)
Die Bundesagentur für Arbeit kann demnach auf ein gutes Jahr zurückblicken. Dies kann auch BA-Chef Frank-Jürgen Weise bestätigen:
Die Arbeitslosigkeit ist deutlich gesunken, Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sind hingegen kräftig gewachsen, und die Nachfrage nach Arbeitskräften war das ganze Jahr über sehr hoch.
Wie beständig der deutsche Arbeitsmarkt trotz der Wirtschaftskrise war, zeigten auch Angaben des Statistischen Bundesamts. Der Statistik nach gab es 2011 in Deutschland so viele freie Stellen wie nie seit der Wiedervereinigung 1990.
So optimistisch diese Daten auch klingen mögen – man sollte die Tatsache beachten, dass die Statistik nicht selten beschönigend ist. So werden etwa Ein-Euro-Jobber und Mini-Jobber zu der Gruppe der Erwerbstätigen gezählt, obwohl sie von ihrem Monatsverdienst nicht leben können und dementsprechend auf staatliche Zuschüsse angewiesen sind.
Trotzdem kann sich Deutschland freuen! Experten sagen einen weiteren Anstieg der Erwerbstätigenzahlen im nächsten Jahr voraus. Das Plus dürfte 2012 zwar geringer ausfallen als im Jahr 2011, dafür sind die Arbeitsmarktexperten aber fest davon überzeugt, dass es weiter aufwärts gehen wird. Der Bedarf an Personal aus Osteuropa dürfte folglich auch weiter zunehmen.
von Balkaninvest-Team | Nov. 25, 2011 | Steuer, Wirtschaft
Hier eine Zusammenfassung des interessanten Interviews, dass der bulgarische Finanzminister Simeon Djankov dem deutschen Handelsblatt gegeben hat – erschienen am 02.11.2011. Hier das Originalinterview mit Djankov.
Die Finanzkrise ist überstanden, aber noch nicht ganz
In diesem Jahr hat sich die finanzielle Situation in Bulgarien stabilisiert, so die Meinung des bulgarischen Finanzministers Simeon Djankov. Ein deutlicher Aufwärtstrend beim Wirtschaftswachstum und Steuereinnahmen sei zu beobachten. Jedoch verschlechtern schwache Konjunkturaussichten in den westeuropäischen Ländern die Wachstumsprognosen für das kommende Jahr – von 4,1 % auf 2,9 %. Der bulgarische Handel geht zu 60 % in die EU, davon allein 50% nach Deutschland. Das soziale Wachstum des Landes müsse unter solchen Umständen unweigerlich Rückschläge erleiden. Die Regierung habe sich aber seiner sozialen Verantwortung gestellt, und in diesem Jahr den Mindestlohn mit 15% auf 135 Euro angehoben.
Bulgarien ist Europas Musterschüler beim Sparen
Beim Sparen hat sich Bulgarien an die Spitze der EU gestellt. Im Hinblick auf die andauernde Finanzkrise betrachte die Regierung strikte Fiskaldisziplin mit einem Haushaltsdefizit von höchstens 2% als eine notwendige Maßnahme, um der Gefahr der Staatsüberschuldung ein Riegel vorzuschieben. An einer solchen Finanzpolitik könnten sich sogar Frankreich und Deutschland ein Beispiel nehmen. Nach Minister Djankovs Ansicht sollten wachstumsankurbelnde Konjunkturprogramme vor allem durch höhere Steuereinnahmen finanziert werden. Diese werden sich durch ein sich abzeichnendes Wirtschaftswachstum einerseits und durch effektivere Steuereintreibung anderseits ergeben. Eine Erhöhung der Effektivität der bulgarischen Zollbehörde, die einen Personalabbau in Höhe von 30 Prozent beinhaltet, sei jetzt schon Fakt.
Eurobeitritt. Ja. Nein. Vielleicht
Beitritt zum Euro ja, aber nicht um jeden Preis: Das ist die Position der jetzigen bulgarischen Regierung. Die Aufnahmekriterien aus Maastricht erfülle Bulgarien jetzt schon in zwei aufeinander folgenden Jahren. Doch die frühere Devise „her mit dem Euro und den niedrigen Zinsen, so schnell es geht“ hat sich nun grundlegend geändert. Für den Vizepremier gibt es für diesen Paradigmenwechsel zwei Gründe.
Zum einen stört sich die bulgarische Politik an den ständigen Änderungen bei den Aufnahmekriterien. Zum anderen ist aus bulgarischer Sicht die geplante Steuerharmonisierung für den Euroraum nicht akzeptabel. Dadurch entstünden für die schwächeren Volkswirtschaften Osteuropas beträchtliche Wettbewerbsnachteile. Die Devise lautet also nun: „Schauen wir mal was kommt.“
Der schwierige Nachbar
Die Griechenlandkrise trifft Bulgarien hart aus zwei Richtungen. Erstens, ist der gesamte Handel mit dem südlichen Nachbar zusammengebrochen. Zweitens, sind die beim Volk unbeliebten Sparmaßnahmen der Regierung sehr schwer vermittelbar im Hinblick auf die stetig anwachsenden Rettungspakete für Griechenland. Djankov kann der Griechenlandkrise aber auch Positives abgewinnen. Bulgarien entdecke nun notgedrungen neue Märkte im Osten (Ukraine, Russland), und griechische Unternehmen würden verstärkt ihren Sitz nach Bulgarien verlegen – schon 2000 Firmen in diesem Jahr. Darüber hinaus wird Bulgarien durch die Ratingabstufung der Euro-Peripherieländer wie Irland, Portugal etc. attraktiver für internationale Investmentfonds.
Ende der Zusammenfassung.
Hier noch ein kurzes Profil des jungen und sehr einflußreichen bulgarischen Politikers:

Simeon Djankovwährend des jährlichen Treffens der „New Champions“ in Tianjin, China, September 13, 2010. Quelle: World Economic Forum (www.weforum.org)/Qilai Shen
Steckbrief Simeon Djankov: geboren am 13.06.1970. Studiert und promoviert an der Mitchigan University im Fach Internationale Handels- und Finanzbeziehungen. Arbeitete von 1995 bis 2009 für die Weltbank als Chefökonom im Finanzressort, sein Spezialgebiet waren krisengefährdete Länder. Djankov schrieb als Autor und Analyst für die auflagenstärkste Druckausgabe der Weltbank, den „Doing Business Report“, sowie für zahlreiche führende Finanz- und Wirtschaftszeitschriften. Er leitete außerdem ein ein Forschungsinstitut an der Harvard University. Seit 2009 ist Djankov Finanzminister und Vizepremier der Republik Bulgarien.