Offene Stellen – es gibt wieder Arbeit in Deutschland

Im November hat der Stellenindex BA-X der deutschen Bundesagentur für Arbeit ein neues Allzeithoch erreicht. Auch wenn sich die Nachfrage nach Arbeitskräften über alle Branchen verteilt, so gibt es doch einige Bereiche, in denen es den Firmen besonders schwierig fällt, Personal zu finden. Dazu haben wir eine Infografik mit den Top10 der offenen Stellen im Monat November erstellt:

Offene Stellen in Deutschland

Offene Stellen in Deutschland (November 2011)

Der stark vom anziehenden Exportgeschäft profitierende Maschinenbau hat sicherlich mit dazu beigetragen, dass Berufe in der Metallerzeugung und -bearbeitung die klare Nummer eins unter den offenen Stellen einnehmen. Auch die Logistikbranche dürfte durch den Handelsboom einen hohen Bedarf an Arbeitskräften haben – so lässt sich Platz zwei bei den offenen Stellen in Deutschland erklären. Mechatronik, Energie- und Elektroberufe können ebenfalls zu einem großen Teil den exportorientierten Branchen Maschinenbau und Fahrzeugbau zugerechnet werden.

Mehr als genug Arbeit in Deutschland

Fazit: Es gibt noch Arbeit in Deutschland – und zwar so viel, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Der Stellenindex BA-X hat zumindest einen neuen Allzeithöchststand erreicht. Und auch die Arbeitslosenzahlen sind so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr. Kein Wunder, dass immer mehr deutsche Unternehmen auf die Suche nach Arbeitskräften in Osteuropa gehen.

Bundesregierung beschließt Konzept zur Fachkräftesicherung

Die deutsche Bundesregierung hat in ihrer heutigen Kabinettsitzung das Konzept zur Fachkräftesicherung beschlossen. Die Nutzung und Förderung inländischer Potenziale steht im Vordergrund, muss aber zwingend um mehr qualifizierte Zuwanderung aus dem Ausland ergänzt werden. In diesem 21 Seiten langen Papier kann man im Kapitel 3.5 Integration und qualifizierte Zuwanderung unter anderem folgende Sätze lesen:

Die Bundesregierung wird prüfen, wie der Zugang von ausländischen Hochqualifizierten und Fachkräften zum deutschen Arbeitsmarkt noch systematischer an den Bedürfnissen des deutschen Arbeitsmarktes ausgerichtet und nach zusammenhängenden, klaren, transparenten und gewichteten Kriterien wie Bedarf, Qualifizierung und Integrationsfähigkeit gestaltet werden kann. Die Bundesregierung wird dabei auch die Erfahrungen anderer Länder einbeziehen.

Als Berufsgruppen, in denen die Zuwanderung besonders gefördert werden soll, führt der Bericht neben Maschinenbauingenieuren, Fahrzeugbauingenieuren und Elektroingenieuren auch Ärzte auf. Weiter heißt es im Papier, aus dem sich jetzt gesetzliche Neuregelungen ableiten werden:

Diese Aussetzung der Vorrangprüfung erfolgt, da ein offensichtlicher Fachkräftemangel für diese Berufe im Inland besteht und eine erleichterte qualifizierte Zuwanderung auch aus Drittstaaten ein erfolgsversprechender Schritt ist, um die Arbeitskräftelücke zeitnah zu schließen. Die Sachlage wird zum Zwecke der Anpassung regelmäßig daten- und expertengestützt überprüft werden.

Hier gibt finden Sie weitere Informationen und das komplette Konzept der Bundesregierung zur Fachkräftesicherung als PDF-Download.

Unser Standpunkt zur Fachkräftesicherung in Deutschland

(Als eine bulgarische Personalberatung, die sich auf die Vermittlung von Ingenieuren nach Deutschland spezialisiert hat):

Der Zugang von Bulgaren und Rumänen zum deutschen Arbeitsmarkt ist nach wie vor reglementiert und wird durch mehr oder weniger wirkungslose bürokratische Hürden verkompliziert. Gerade den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus Staaten mit den niedrigsten Löhnen im EU-Raum, für die eine Beschäftigungsaufnahme in Deutschland besonders attraktiv ist, wird das Leben also besonders schwierig gemacht.

Das ist nicht nur diskriminierend, sondern zudem unlogisch – schließlich sitzen wir alle im gleichen EU-Boot. Es bleibt abzuwarten, wie ernst es die Bundesregierung mit der Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes auch und gerade für Bulgaren und Rumänen meint.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen hat es erkannt: „Wenn wir Spitze bleiben wollen, brauchen wir auch Spitzenleute von überall her.“ Auch der Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Frank Weise, hatte sich erst vor kurzem für eine verstärkte Zuwanderung ausgesprochen.

Diese sollte jetzt durch schnelle Gesetzesänderungen und Verfahrenserleichterungen stimuliert werden. Denn die Alternative wäre: Abwanderung der Industrie aus Deutschland in Staaten, in denen noch ausreichend Fachkräfte und Ingenieure zu finden sind.

Trends bei Beschäftigung in Europa

Eine interessante Untersuchung, durchgeführt von dem Europäischen Zentrum für Förderung der Berufsbildung, Cedefop, innerhalb von 25 EU-Mitgliedsstaaten und außerdem noch in Norwegen und in der Schweiz, zeigt die Tendenz in der Entwicklung der Arbeitsmarkt in der EU im Zeitraum 2006-2020.

Wie wird die Beschäftigung in Europa im Jahr 2020 aussehen? Der Arbeitsmarkt erlebt einen ernsthaften Mangel an Krankenschwestern, Sozialarbeitern und Ärzten. Die Idee der grünen Wirtschaft, die die großen Hoffnungen für den wirtschaftlichen Wiederaufbau auf dem Kontinent darstellte, ist noch eine Fata Morgana wegen der Mangel an Spezialisten in sauberen Technologien, erneuerbaren Energien und im Bereich Recycling. Zur gleichen Zeit wird im Bergbau, Elektrizität, Wasser- und Gasversorgung die Zahl der Arbeitslosen ansteigen.

Die bulgarische Hauptstadt Sofia (vom NDK aus fotografiert)

Wohin entwickelt sich die Beschäftigung in Bulgarien? Hier zu sehen: Die bulgarische Hauptstadt Sofia (vom NDK aus fotografiert)

Um diese negativen Ereignisse zu vermeiden, entwickelt die Europäische Kommission (EC) eine spezielle Strategie, die den Bedarf an Arbeitskräften in den verschiedenen Sektoren der Wirtschaft voraussagt. Sie gibt Empfehlungen für die Ausbildungssysteme der EU-Länder, so dass diese vermehrt Fachkräfte in den Bereichen ausbilden, wo es bald einen Mangel an Arbeitskräften geben wird.

Wo entstehen die Arbeitsplätze?

Bis zum Jahr 2020 werden in der EU über 20 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden, trotz der Kündigung von über 3 Millionen Arbeiter in der Landwirtschaft, Holz-und Textilproduktion, Pharmazie, Maschinenbau und Chemieindustrie.

Die Rechnung zeigt, dass es in 10 Jahren in der Europäischen Union 223,8 Millionen Arbeitsplätze geben wird, bei einer 302,5 Millionen zählenden Erwerbsbevölkerung. 12 Millionen Arbeitsplätze werden unbesetzt bleiben wegen des Mangels an qualifizierten Fachkräften. Der Beruf der Zukunft wird im Gebiet Umweltschutz zu finden sein.

Die Bevölkerungsalterung in den nächsten Jahren wird zu einer erhöhten Suche nach Arbeitskräften in den Gesundheits-und Sozialdiensten führen. Dieser Trend zeigt sich bereits in einigen Ländern in Westeuropa, so versuchen beispielsweise Deutschland und Großbritannien Ärzte, Krankenschwestern und Sozialarbeiter aus den östlichen Ländern der Europäischen Union wie Rumänien und Bulgarien zu gewinnen.

Zusammen mit der GD Beschäftigung, Soziales und Integration der Europäischen Kommission erstellt Cedefop monatliche Berichte über die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Sie sammeln und analysieren Informationen über offene Stellen und Arbeitssuchende in der gesamten EU durch die Arbeitsämter in verschiedenen Ländern, sowie konsultieren Arbeitgeber und Personalagenturen. Es ist geplant, eine Online-Datenbank mit Informationen über Nachfrage Berufen, Qualifikationen, Ausbildung in der EU, genannt Match and Map, zu schaffen.

Die prognostizierten Veränderungen im Bereich der Berufsgruppen machen es erforderlich, dass das Beschäftigungspotenzial der Arbeitskräfte in Europa optimal ausgenutzt wird. Dies hat in den einzelnen Mitgliedstaaten Auswirkungen in den Bereichen Beschäftigung, Unternehmen, Migration, Arbeitskräftemobilität und Sozialpolitik. Die Sozialpolitik muss flexibler gestaltet werden, um den Menschen mehr Unterstützung zu bieten, die den Arbeitsplatz wechseln müssen.

Arbeitnehmerflut aus Osteuropa?

Ein gestriger Beitrag im ZDF-Magazin WISO widmete sich den anstehenden rechtlichen Änderungen für Staatsangehörige derjenigen Länder, die 2004 in der ersten Welle der EU-Osterweiterung Unionsbürger geworden sind. Für diese Gruppe laufen die unter anderem in Deutschland geltenden Restriktionen bezüglich des freien Arbeitsmarktzugangs am 1. Mai 2011 aus.

Hier der Arbeitnehmerflut-Beitrag in WISO in Form mehrerer kleiner Video-Clips.

„Osteuropäische Arbeitnehmer-Flut ab Mai?“ titelt WISO in einem Bericht, der dieser Entwicklung leider nur Negatives abgewinnen kann. So wird zum einen auf den (seit Jahren anhaltenden) Trend in Deutschland verwiesen, dass Festangestellte in Betrieben durch Leiharbeiter ersetzt werden. Im Zuge der Osterweiterung würde dies noch weiter angeheizt, zudem die Löhne der Zeitarbeiter dann aufgrund der in Hunderttausenden bereitstehenden Osteuropäer noch stärker unter Druck geraten könnten.

Für Bulgarien bzw. bulgarische Arbeitnehmer, die einen Job in Deutschland suchen, gelten auch nach dem 1. Mai 2011 weiterhin Restriktionen. Erst ab Januar 2014 wird auch für Bulgaren und Rumänen (da die beiden Staaten gleichzeitig EU-Mitglied wurden) eine volle Arbeitnehmerfreizügigkeit gelten, d.h. die einseitig von Deutschland verhängten Restriktionen müssen bis dahin auslaufen.Viele andere EU-Staaten haben von dieser Möglichkeit übrigens keinen Gebrauch gemacht und ihre Arbeitsmärkte offen gestaltet.

Doch auch heute gibt es bereits diverse Möglichkeiten, um eine rechtlich einwandfreie Beschäftigung von Personal aus Bulgarien in Deutschland oder Österreich sicherzustellen. Gerne beraten wir Sie hierbei und entwickeln passende und juristisch belastbare Lösungen.

Staatsdefizit: Wo steht Bulgarien

Im Zuge der massiven Finanzprobleme in Griechenland soll hier einmal kurz die Situation in Bulgarien dargestellt werden. Ist die Lage in Bulgarien, das in den letzten Jahren leider viele negative Schlagzeilen produziert hat, vergleichbar ernst? Drohen womöglich ähnliche Finanzprobleme oder gar eine Staatspleite in Bulgarien?

Gestern veröffentlichte Eurostat, die Statistikbehörde der EU, eine Übersicht der derzeitigen Staatsschulden, der Neuverschuldung und weiterer Indikatoren aller EU-Mitgliedsstaaten. Diese Werte sollten sich gut miteinander vergleichen lassen. Hier in Tabellenform eine Auflistung der staatlichen Neuverschuldung (ein negativer Wert bedeutet, dass die staatlichen Ausgaben höher sind als die Einnahmen) und der Gesamtschulden. Die Werte sind jeweils als Prozentzahl des Bruttoinlandprodukts berechnet.

Der Vergleich mit der Wirtschaftsleistung des jeweiligen Landes gibt einen guten Überblick über die Lage der dortigen Staatsfinanzen.

Defizit in Bulgarien, Griechenland und Deutschland

Defizit in Bulgarien, Griechenland und Deutschland

Wie man erkennt, ist die Lage in Bulgarien wesentlich besser als in Griechenland. Selbst gegenüber Deutschland, das hier zum Vergleich noch mit aufgeführt ist, schneidet Bulgarien besser ab. In den letzten Jahren konnte Bulgarien regelmäßig einen Haushaltsüberschuss erwirtschaften. Zusammen mit der boomenden Wirtschaft und eines somit steigenden BIPs führte dies zu einer Abnahme des Verschuldungsgrades. Bulgarien ist eines der EU-Mitglieder mit der geringsten Staatsverschuldung.

Im vergangenen Jahr 2009 rutschte auch der bulgarische Haushalt ins Minus, doch dank des geringen Verschuldungsgrades fällt es der bulgarischen Regierung wesentlich leichter, ihre finanzielle Handlungsfähigkeit zu bewahren. Zudem hat die Regierung betont, dass die Senkung des Defizits eine ihrer Hauptaufgaben sein wird. Das Staatsdefizit in Bulgarien gibt also keinen größeren Grund zur Sorge.