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Studie zu deutschen Jobbörsen veröffentlicht

Eine unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Beck durchgeführte Studie der Fachhochschule Koblenz hat fünf der beliebtesten deutschen Online-Jobbörsen miteinander verglichen. Bei der wissenschaftlichen Untersuchung der Jobbörsen www.monster.de , www.jobscout24.de , www.jobware.de , www.stepstone.de und www.stellenanzeigen.de konnte das Team interessante Unterschiede nachweisen.

Ausgehend von einer dezidierten Einzelanalyse von 1500 Stellenanzeigen je ausgewähltem Stellenmarkt über einen Zeitraum von drei Monaten wurden einzelnen Stellenanzeigen zuerst manuell in vier Disziplinen miteinander verglichen. Fragestellung der Unternehmensklassifikation war es, herauszufinden, welcher Auftraggeber hinter der jeweiligen Stellenanzeige stand. Hierbei wurde zwischen DAX-Unternehmen, anderen Unternehmen, Zeitarbeitsfirmen, Personalberatungen und privaten Personen unterschieden (auch wenn letztere in den meisten Stichproben überhaupt nicht auftauchten). Weiter ging es mit einer geografischen Analyse (welche Jobbörse wird in welchem Postleitzahlgebiet besonders häufig genutzt?), dem Berufsfeld und der in der Stellenausschreibung angesprochenen Zielgruppe.

In einem zweiten Arbeitsgang wurden die Stellenbörsen hinsichtlich ihrer Matching-Qualität verglichen: Welche Seite liefert relevante Ergebnisse für eine bestimmte Abfrage?

Das Studienergebnis zeigt deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Seiten, wenngleich alle als allgemeine Stellenbörsen positioniert sind, d.h. keine einzelnen Branchen oder Berufsgruppen als Schwerpunkt haben.

DAX-Unternehmen bevorzugten nach der Untersuchung Jobware, bei dem im Schnitt 23,8 % der veröffentlichten Stellenanzeigen von diesen Großunternehmen geschaltet wurden. Platz zwei belegte hier Jobscout24 mit einem durchschnittlichen Anteil von 16,9 %. Nicht-DAX-Unternehmen setzten interessanterweise verstärkt auf Monster, hier wurde ein Wert von 51,93% ermittelt – während Firmen, die im DAX gelistet sind, um diese Jobbörse einen großen Bogen machten, nur 5,07 % der Monster-Stellenanzeigen gingen auf ihr Konto. Auch Zeitarbeitsfirmen setzten stark auf Monster-Stellenanzeigen, nirgends gab es bei einem Wert von 39,87% so viele Anzeigen aus der Branche der Arbeitnehmerüberlassung.

Aus Personalberatersicht interessant: Bei Anzeigen, die „unsere“ Zunft der Personalberatungen im Untersuchungszeitraum schaltete, lag Jobsout24 mit 13,4 % vorne, gefolgt von StepStone mit durchschnittlich 9,5 %. Insgesamt kann man den Personalberatungsfirmen eine größere Streuung ihrer Anzeigen unterstellen.

Die wenigen und kaum ins Gewicht fallenden Privatpersonen nutzten entweder Jobware oder Stellenanzeigen.de, um Bewerber anzusprechen.

Die komplette Studie steht auf der Internetseite von Prof. Dr. Christoph Beck kostenlos als PDF-Download bereit.

Fazit: Eine interessante Untersuchung zu den deutschen Jobbörsen, die deutliche Unterschiede aufzeigt.

Volkszählung 2011 und die Arbeitslosigkeit in Bulgarien

Die Volksaufzählung 2011, durchgeführt vom Nationalen Statistischen Institut NSI, ist beendet und die Ergebnisse sind gar nicht gut für das bulgarische Volk. Die Statistik zeigt, dass die Bevölkerung Bulgariens im Vergleich zum Jahr 2001 um etwa 581 750 zurückgegangen ist. Momentan beträgt die Anzahl der Bulgaren 7 351 234. In den letzten 20 Jahren sind 410 472 ausgewandert.

Im Jahr 2001 waren 19,4 Prozent der gesamten bulgarischen Bevölkerung unter 18 Jahren. Im Jahr 2011 sank ihr Anteil auf 15,9 Prozent. Der Anteil der Bulgaren in der Altersgruppe von 18 bis 64 Jahren hat sich um 1,3 Prozentpunkte erhöht. Der größte Anstieg ist beim Anteil der Menschen über 65 Jahre festzustellen, von 16,8 Prozent im Jahr 2001 bis auf 18,9 Prozent im Jahr 2011 nahm der relative Anteil dieser Altersgruppe zu.

Die nationale Arbeitsagentur zeigt noch weitere beunruhigende Dateien. Im Januar 2011 betrug die Anzahl der Arbeitslosen 362 447, eine Zunahme um 0,54% gegenüber dem Dezember 2010. Der Hauptgrund für den Anstieg der Arbeitslosigkeit am Anfang des Jahres ist die Zunahme der neu registrierten Arbeitslosen aufgrund des Endes der staatlich finanziell unterstützten oder saisonale Beschäftigungen. Noch ein Grund sind erheblich veränderten Verordnungen, die die Zählung durch die registrierten Stellensuchenden regeln. Im Januar 2011 lag die Arbeitslosenquote in folgenden Bezirken unter dem Landesdurchschnitt, der 9 Prozent beträgt: Sofia Stadt 3.81%, Cabrovo 6.58%, Stara Zagora 7.65%, Varna 8.15%, Burgas 8.28%, Plovdiv 8.51%, Pernik 8.90%, Russe 9.31%, Veliko Tarnovo 9.34%, Haskovo 9.57%.

Traditionell sind der Süden und Südwesten mit der Hauptstadt Sofia, dem wichtigsten Wirtschaftsstandort des Landes, die besten Arbeitsmärkte. Die Arbeitslosigkeit im Nordwesten und Südosten liegt dagegen weit über dem Landesdurchschnitt. Am höchsten ist sie im Verwaltungsbezirk Targovishte mit einer Quote von rund 23 Prozent.

Daten der Volkszählung 2011 für die großen bulgarischen Städte
Daten der Volkszählung 2011 für die Sofia (Stadt) und eine Auswahl an Regierungsbezirken

Über 55-Jährige und Geringqualifizierte sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als jüngere Erwerbspersonen und hoch qualifizierte oder Personen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Und die Statistik zeigt, dass der Anteil dieser Altersgruppe wächst. In den Städten mit der höchsten Bevölkerungsanzahl gemäß der Dateien der nationalen Statistikbehörde NSI ist die Arbeitslosigkeit am niedrigsten. In diesen Landgebieten hat sich die Anzahl der Bevölkerung infolge der inneren Migration in den letzten 10 Jahren erhöht. Die größeren Städte bieten mehr Arbeitsmöglichkeiten, sie verfügen über eine bessere Infrastruktur und die Arbeit ist besser bezahlt.

So erklärt sich der Anstieg der Bevölkerung in der Hauptstadt um 185 532 Menschen im Vergleich zum Jahr 2001. Zurzeit wohnen in Sofia 1 359 520 Menschen. Die Vertretungen der großen internationalen Unternehmen wie Bayer, Beiersdorf, Lufthansa oder Dr. Oetker sind hier ansässig. Manche Firmen gründen Niederlassungen auch in Plovdiv, Varna oder Stara Zagora. Wie es auch im Diagramm zu sehen ist, ist in diesen Städten die Anzahl der Arbeitskräfte und der Erwerbsbevölkerung relativ groß.

Statistik zum Arbeitsmarkt in Bulgarien – mehr als jeder achte Arbeitsplatz ging durch Krise verloren

Wir haben einmal die Entwicklung des bulgarischen Arbeitsmarkt in den letzten drei Jahren in Form eines Diagramms dargestellt. Datenbasis sind die Erhebungen der bulgarischen Statistikbehörde. Das Nationale Statistische Institut (NSI) ist immer eine gute Anlaufstelle, wenn man aktuelle Zahlen zur Entwicklung in Bulgarien benötigt.

Die aktuellsten Daten stammen aus dem Monat September 2010, deshalb haben wir als Zeitraum für unsere kleine Untersuchung September 2007 bis 2010 gewählt.

Man kann erkennen, dass von September 2007 bis September 2008 noch eine Zunahme an Arbeitsplätzen im privaten Sektor zu verzeichnen war: Im September 2007 registrierte die Statistikbehörde 1.767.923 Beschäftigte mit einem Arbeitsvertrag – genauer Zeitpunkt für die Messung ist jeweils das Monatsende. Ein Jahr später waren es bereits 1.863.747. Bis zum September 2009 nahm die Zahl der Arbeitnehmer dann um 143.877 ab – auf 1.719.870 Arbeitnehmer. Seit dem Vorjahresmonat gingen weitere bulgarische Arbeitsplätze verloren, jedoch verlangsamte sich das Tempo etwas: Der Beschäftigungsstand von 1.621.392 im September 2010 liegt um 98.478 unter dem Vergleichsmonat im Vorjahr.

Arbeitsmarkt in Bulgarien 2010
Arbeitsmarkt in Bulgarien 2010

Der jedes Jahr im September zu beobachtende überproportionale Rückgang ist saisonal zu erklären – die für die bulgarische Wirtschaft sehr wichtige Sommerurlaubssaison neigt sich dem Ende zu. Dadurch fallen viele Arbeitsplätze in den Urlaubsgebieten am Schwarzen Meer weg, außerdem kehren bulgarische Saisonarbeiter aus dem Ausland in ihre Heimat zurück.

Massiver Beschäftigungsrückgang in Bulgarien

Das Bild, das sich anhand der Statistik ergibt, ist ernst: Der bulgarische Arbeitsmarkt ist innerhalb von zwei Jahren um fast 250 Tausend Arbeitsplätze geschrumpft – mehr als jeder achte Arbeitsplatz in der privaten Wirtschaft fiel der allgemeinen Wirtschaftskrise zum Opfer. Gegenüber der bereits zum Jahresanfang kritischen Situation zum Jahresanfang hat sich bisher keine Besserung eingestellt. Im staatlichen Sektor sind derzeit 576.695 Bulgarinnen und Bulgaren angestellt. Auch hier gab es in den letzten Jahren einen Stellenabbau – im Jahr 2007 zählte der öffentliche Bereich noch 661.101 Mitarbeiter.

Staatsdefizit: Wo steht Bulgarien

Im Zuge der massiven Finanzprobleme in Griechenland soll hier einmal kurz die Situation in Bulgarien dargestellt werden. Ist die Lage in Bulgarien, das in den letzten Jahren leider viele negative Schlagzeilen produziert hat, vergleichbar ernst? Drohen womöglich ähnliche Finanzprobleme oder gar eine Staatspleite in Bulgarien?

Gestern veröffentlichte Eurostat, die Statistikbehörde der EU, eine Übersicht der derzeitigen Staatsschulden, der Neuverschuldung und weiterer Indikatoren aller EU-Mitgliedsstaaten. Diese Werte sollten sich gut miteinander vergleichen lassen. Hier in Tabellenform eine Auflistung der staatlichen Neuverschuldung (ein negativer Wert bedeutet, dass die staatlichen Ausgaben höher sind als die Einnahmen) und der Gesamtschulden. Die Werte sind jeweils als Prozentzahl des Bruttoinlandprodukts berechnet.

Der Vergleich mit der Wirtschaftsleistung des jeweiligen Landes gibt einen guten Überblick über die Lage der dortigen Staatsfinanzen.

Defizit in Bulgarien, Griechenland und Deutschland
Defizit in Bulgarien, Griechenland und Deutschland

Wie man erkennt, ist die Lage in Bulgarien wesentlich besser als in Griechenland. Selbst gegenüber Deutschland, das hier zum Vergleich noch mit aufgeführt ist, schneidet Bulgarien besser ab. In den letzten Jahren konnte Bulgarien regelmäßig einen Haushaltsüberschuss erwirtschaften. Zusammen mit der boomenden Wirtschaft und eines somit steigenden BIPs führte dies zu einer Abnahme des Verschuldungsgrades. Bulgarien ist eines der EU-Mitglieder mit der geringsten Staatsverschuldung.

Im vergangenen Jahr 2009 rutschte auch der bulgarische Haushalt ins Minus, doch dank des geringen Verschuldungsgrades fällt es der bulgarischen Regierung wesentlich leichter, ihre finanzielle Handlungsfähigkeit zu bewahren. Zudem hat die Regierung betont, dass die Senkung des Defizits eine ihrer Hauptaufgaben sein wird. Das Staatsdefizit in Bulgarien gibt also keinen größeren Grund zur Sorge.